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Toleranz 19.04.2024


Liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Kolleginnen und Kollegen, 

am Montag haben wir widerliche Schmierereien auf unserem Schulgelände vorgefunden, die mit „Abi 24“ unterschrieben waren. Dadurch wurde der aktuelle Abiturjahrgang mit den Aussagen in Verbindung gebracht. In spontanen und später auch schriftlichen Äußerungen wurde sehr schnell deutlich, dass sich der gesamte Jahrgang von den Äußerungen distanziert, wie Sie weiter unten sehen können.

Neben dem Charakter der Sachbeschädigung war der Inhalt der Parolen beleidigend und diskriminierend. Der Vorfall wurde bei der Polizei zur Anzeige gebracht. 

Diskriminierung hat keinen Platz an unserer Schule. 

„It takes all sorts to make a world” (um 1600)

Unser „Herzlich Willkommen“-Banner gilt allen Menschen, die, offen und tolerant, gemeinsam aktiv an einem akzeptierenden Schulleben teilhaben möchten. Wir heißen Menschen mit Wurzeln in den unterschiedlichsten Kulturkreisen genauso willkommen, wie Menschen unterschiedlichster sexueller Identität und unterschiedlichster Religionen. Wir stehen all diesen Menschen und gerade Homo- oder Bisexuellen, Transidenten oder Menschen an anderen Punkten der sexuellen Identität offen und akzeptierend gegenüber.

Wir alle treffen uns in der Erkenntnis, dass der Mensch ein soziales Wesen ist, das die Gemeinschaft sucht und gestaltet. Unsere Gemeinschaft ist bunt und trotz aller Unterschiede sind wir alle Menschen. 

Diese Qualität verbindet uns. 

Wir werden weiter daran arbeiten, die Gemeinsamkeiten in den Vordergrund zu stellen. Unsere immerwährende Aufgabe ist es, eine starke tolerante Gemeinschaft zu bilden und uns, wenn notwendig, von denen zu verabschieden, die nur ihreneigenen Weg akzeptieren.

Stellungnahme der Q2

Liebe Schulgemeinde, 
wir, der Abiturjahrgang 2024 des Heinrich-Mann-Gymnasiums, sind angesichts der am Wochenende an unserem Schulgebäude angebrachten Schmierereien zutiefst erschüttert. Diese sind nicht nur verfassungsfeindlich und undemokratisch, sondern auch auf zwischenmenschlicher Ebene äußerst beschämend.
Hiermit distanzieren wir uns ausdrücklich von den menschenverachtenden und mit Hass erfüllten Aussagen, die unserer Stufe zugeschrieben wurden. Dies sind keine Werte, die wir als Abiturjahrgang vertreten, und wir werden nicht zulassen, dass wir so in Erinnerung bleiben. Wir stehen für Toleranz, Offenheit, Menschenwürde, Freiheit und Demokratie und sehen das HMG als Ort, an dem alle Menschen willkommen sind. 

Die Q2

Stellungnahme der Schulpflegschaft

Liebe Schülerinnen und Schüler, werte Eltern, sehr geehrtes Schulkollegium, 

sicherlich habt Ihr/ haben Sie inzwischen von den sexistischen/homophoben Schmierereien an unserer Schule Kenntnis genommen, welche unsere Schulgemeinschaft bestehend aus Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern sowie Eltern gleichermaßen verstört und zurecht empört haben. 

Die Schulpflegschaft des HMG verurteilt die in Rede stehenden Schmierereien auf das Schärfste! An unserer Schule besteht ebenso wie in der gesamten Gesellschaft kein Raum, keine Bühne und keine Akzeptanz für jegliche Arten von Diskriminierung! Wir stehen gemeinschaftlich für Toleranz, Vielfalt, Integration und Inklusion. Eine sichere und unterstützende Lernumgebung ist für alle Schülerinnen und Schüler unerlässlich, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung sowie Geschlechtsidentität, ihres Glaubens oder Herkunft. 

Wir stehen mit der Schulleitung, Lehrkräften, Eltern und Schülern geschlossen zusammen und setzen uns aktiv dafür ein, dass unsere Schule ein Ort ist und bleibt, an dem Vielfalt geschätzt, gelebt und gegenseitiger Respekt gefördert wird und wo niemand Angst vor Gewalt, Hetze, Ablehnung oder Diskriminierung fürchten muss. Wir sind fest davon überzeugt, dass die überwältigende Mehrheit der Schülerinnen und Schüler die Schmierereien ebenso verurteilt wie ablehnt und unseren Wertekanon achtet sowie proaktiv verteidigt. Die Verteidigung unserer Werte kann aber nur gelingen, wenn die Themen hinsichtlich der immer weiter um sich greifenden Homophobie, Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung aufgrund der Geschlechtsidentität, Religionszugehörigkeit oder ethnischer Herkunft auch in den Elternhäusern aktiv angesprochen, diskutiert und begleitet wird, um unsere Demokratie an der Wurzel unseres gesellschaftlichen Miteinanders zu stärken. Ein aus unserer Sicht guter Kompass stellt hier neben unserem eigenen Lied „An einer Schule wie dieser“ auch nachfolgendes Zitat von Immanuel Kant dar, was auch nach über 200 Jahren an Aktualität nichts eingebüßt hat! „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt“ (Immanuel Kant, 1724-1804). Stellen wir uns alle gemeinsam entschlossen gegen jede Form der gesellschaftlichen Spaltung, Deformierung und Diskriminierung! 

Ihre Schulpflegschaft des HMG 

Melanie von Vegesack, Michael Koch, Dr. Philipp Meise, Klaus Schirmer

HMG – für Respekt und Weltoffenheit (Kollegium)

Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ (Sokrates, 470-399 v. Chr.)

Zur Jugendphase und dem Erwachsenwerden gehört die Provokation. Jugendliche stellen die bestehenden Konventionen infrage. Vielleicht erfahren Jugendliche gerade auch über die Grenzerfahrungen, wer sie sind und wer sie sein möchten. Zu diesem Findungsprozess gehört ebenfalls, herauszufinden, wer man nicht sein möchte.

Wir Lehrer haben unseren Beruf auch deshalb gewählt, da wir Jugendliche bei diesem Findungsprozess helfen und unterstützen möchten. So wie es unterschiedliche Jugendliche an unserer Schule gibt, so auch unterschiedliche Lehrerinnen und Lehrer. Jeder und Jede hat seine Persönlichkeit mit Stärken und Schwächen, die nun mal zu uns gehören. 

Ich bin nun seit 2007 Lehrer an dieser Schule. Immer wieder habe ich von Schülerinnen und Schülern, Eltern und externen Personen mitgeteilt bekommen, dass unser HMG sich gerade durch das gute soziale Miteinander auszeichnet. Sicher gibt es auch diesbezüglich immer ein Auf und Ab. Das ist doch an einer so großen Schule mit so vielen Individuen ganz normal.

In den letzten Jahren bemerke ich, dass der Ton in unserer Gesellschaft immer rauer wird. Die Corona-Krise, der Ukrainekrieg, der Klimawandel, der Nahostkonflikt sind nur einige Beispiele, an denen man erkennen kann, dass unsere Gesellschaft sehr komplex und fragil ist. Gleichzeitig verfallen wir vermehrt in ein Schwarz-Weiß-Denken. Vielleicht auch, um diese komplexen Gegebenheiten subjektiv etwas handhabbarer zu machen.

Wäre es gerade jetzt nicht wichtig, dass wir innehalten und uns fragen, was uns alle verbindet? Egal, ob wir Lehrer oder Schüler und Eltern sind. Ob wir schwul, lesbisch, hetero sind, oder vielleicht einfach noch dabei sind, herauszufinden, wie und mit wem wir gerne leben möchten? Was verbindet uns Atheisten, Christen, Muslime, Juden und alle Menschen anderen Glaubens? Wo liegen die Gemeinsamkeiten von Deutschen, Türken, Russen, Ukrainern, Chinesen und allen anderen Nationen, die auch an unserer Schule vertreten sind.

An einer so multikulturellen Schule treffen sehr unterschiedliche Kulturen aufeinander. Hierdurch können natürlich auch Konflikte entstehen. Aber wäre es nicht besser, wenn wir auch weiterhin die Gemeinsamkeiten betonen? Toleranz und Akzeptanz für andere Sichtweisen ist doch so wichtig, damit eine multikulturelle Gesellschaft friedlich zusammenleben kann. Toleranz und Akzeptanz muss aber auch genau dort aufhören, wo die Rechte anderer beschnitten werden. Wenn Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer beleidigt und verunglimpft werden, haben wir als Schule die Aufgabe, uns gegen solche Meinungen zu stellen. So gehört zum Prozess des Erwachsenwerdens auch dazu, dass wir Erwachsenen deutlich machen, wenn Jugendliche Grenzen überschreiten. 

Ich möchte nicht an einer Schule arbeiten, an der eine kleine aber laute Minderheit sich gegen Homosexualität ausspricht und entsprechende Parolen an Wände sprüht. Ich möchte nicht an einer Schule arbeiten, in der Lehrerinnen und Lehrer von einzelnen aber lauten Schülerinnen und Schülern respektlos behandelt werden. Der zweite gesprühte Spruch auf dem Schulhof steht exemplarisch für dieses entsprechende Fehlverhalten. 

Sicherlich ist es auch die Aufgabe von Schule, also von uns Lehrerinnen und Lehrern, dass wir über unsere pädagogische Arbeit diesen gesellschaftlichen Tendenzen etwas entgegensetzen. Diese pädagogische Arbeit kann aber nur Früchte tragen, wenn Schülerinnen und Schüler bereit sind, sich auf diesen pädagogischen Prozess einzulassen. Hierzu zählt aber auch, dass man sich uns Lehrerinnen und Lehrern gegenüber respektvoll verhält. Dieser respektvolle Umgang und ein offenes und demokratisches Menschenbild, das auch die Toleranz und Akzeptanz anderer Meinungen und Lebensweisen miteinschließt, muss dabei auch im Elternhaus ansetzen.

Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir wieder respektvoller miteinander kommunizieren. Dass wir andere Meinungen zulassen, aber auch einschreiten, wenn die Rechte anderer und die Würde des einzelnen angegriffen wird.

Im Namen des Lehrerkollegiums

Viele Grüße

Sebastian Meyer

Stellungnahme und Aufruf der SV

Wie viele wahrscheinlich schon mitbekommen haben, wurden übers Wochenende an den Neubau sowohl homophobe als auch Lehrern gegenüber abwertende Äußerungen gesprüht. Wir, als SV, wollen uns ganz klar dagegen positionieren, da wir nach dem Motto „am HMG sind alle Menschen willkommen- HMG für Toleranz“ handeln. Aus diesem Grund wollen wir unsere Schülerschaft daran erinnern, sich gegenseitig trotz Unterschieden zu respektieren und einander friedlich zu sein. Wenn ihr uns in dieser Hinsicht unterstützen wollt, könnt ihr das Banner unterschreiben, welches wir im Foyer aufgehängt haben.

Eure SV

Viele Grüße und ein schönes Wochenende

N. Menge, Schulleiter

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