Gedenkkonzert am 27.01.25

Im Jahr 1996 wurde der 27. Januar, der Tag, an dem nun schon vor 80 Jahren das ehemalige Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau durch sowjetische Truppen befreit wurde, zu einem offiziellen deutschen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Die Vereinten Nationen erklärten diesen Tag im Jahr 2005 schließlich auch zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.
Zu diesem Anlass besuchten Kutlu Yurtseven, ein Mitglied der Microphone Mafia, und Joram Bejarano, Sohn der verstorbenen Auschwitz-Überlebenden, Autorin und Musikerin Esther Bejarano, unsere Schule.
Esther Bejarano war eine deutsche Jüdin und wurde im Jahr 1924 geboren. Im Laufe ihrer Kindheit und ihrer Jugend erfreute sie sich an der Kunst der Musik, eine Begeisterung, die sich durch ihr ganzes Leben ziehen sollte, nahm Klavierunterricht und war eine begnadete Sängerin. Wie so viele andere Jüdinnen und Juden wurde sie 1943 schließlich nach Auschwitz deportiert, wo die junge Frau Zwangsarbeit leisten musste. Nach einiger Zeit trat sie dem dortigen Mädchenorchester bei, nachdem jemand gesucht worden war, der Akkordeon spielen konnte. Esther, die zuvor noch nie ein Akkordeon in der Hand gehalten hatte, brachte sich bei, wie dieses zu spielen war, und rettete sich so durch ihre Leidenschaft, die Musik, das Leben. Wie bereits erwähnt, überlebte Esther die Kriegszeit und migrierte nach der Befreiung durch die Alliierten nach Palästina, wo sie ihren Mann kennenlernte. Nach einiger Zeit entschloss sich das Paar dazu ,mitsamt ihren Kindern, Joram und Edna, wieder nach Deutschland zurückzukehren, und die Familie fand in Hamburg schließlich ein Zuhause. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2021 blieb Esther aktiv daran beteiligt, die Geschehnisse und Verbrechen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, und trat als Sängerin auf, ab 2009 besonders mit der Rapgruppe Microphone Mafia. Heute tritt ihr Sohn Joram, ein talentierter Bassist, noch immer mit der Band auf.
Bei dem Besuch am 27.01.2025 begann Joram Bejarano die Veranstaltung damit, einen biografischen Text über seine Mutter vorzulesen, in dem besonders die Rolle der Musik in ihrem Leben beschrieben wurde. Der Text bot den Zuhörer*innen einen Einblick in die Gedanken seiner Mutter und illustrierte, wie sie es schaffte, diese sehr harte Zeit zu überstehen und zu überleben. Später wurde dabei immer wieder betont, dass Esther trotz ihren Erfahrungen nie ein hasserfüllter Mensch geworden ist, was meines Erachtens nach die Stärke ihres Charakters, ihr Verständnis und ihre Empathie für andere Menschen zeigt.
Nach der Lesung begann dann das Konzert. Kutlu und Joram spielten ein Lied nach dem anderen. Kutlu rappte und sang und Joram spielte den Bass, während Esthers aufgenommene Stimme zur Musik ertönte. Ihre Stimme zu hören und währenddessen ihr Portrait auf der Bühne an der Leinwand zu sehen, war wirklich eindrucksvoll und ergreifend. Auch wenn man vielleicht nicht alle Sprachen verstehen konnte, in denen gesungen oder gerappt wurde, konnte die Botschaft der Lieder auf jeden Fall verstanden werden. Und auch wenn die Themen bedrückend waren und die Lieder an manchen Stellen die Schwere der Ereignisse widerspiegelten und einen melancholischen Ton annahmen, wurde es nicht zu viel. In den Unterbrechungen zwischen den einzelnen Songs erzählte Kutlu, wie es zu dem Bündnis von Microphone Mafia und Bejarano kam, und teilte seine unterhaltsamen Erfahrungen mit Esther, welche wieder für eine heiterere Stimmung sorgten. Auch die an manchen Stellen eingeplante und umgesetzte Publikumsinteraktion, hauptsächlich das Mitsingen, sorgte für eine angenehme Atmosphäre.
Schließlich blieb am Ende der Veranstaltung noch Zeit, um Fragen aus dem Publikum zu beantworten. Während einige dieser Fragen die Geschichte Esthers thematisierten, handelten andere von aktuellen politischen Themen, wie dem Angebot an Parteien in Deutschland oder dem Krieg in Israel und Gaza.
Und obwohl sich Kutlu und Joram bestens zu verstehen scheinen, kam es auf der Bühne zu einigen inhaltlichen Uneinigkeiten, was die Vielschichtigkeit der politischen Debatten widerspiegelt, mit denen wir uns in den letzten Jahren vermehrt auseinandersetzen mussten, immer noch tun und zukünftig weiterhin tun werden.
Ich denke, dass, auch wenn es nicht die eine richtige oder falsche Meinung gibt und das Erinnern manchmal vielleicht mühseliger und schwerer sein kann als das Vergessen, es trotzdem oder vielleicht besonders deswegen wichtig ist, sich damit zu beschäftigen.
Mathilda Ziolkowski, Q2
Quellen:
https://apnews.com/today-in-history/january-27
https://www.lpb-bw.de/auschwitz-befreiung#:~:text=Der%20Jahrestag%20der%20Befreiung%20wurde,an%20die%20Opfer%20des%20Holocausts.
Terminkalender
Karnevalssitzung HMG im PZ 15.02.2025 15:11
Vorlesewettbewerb Französisch ( 7 - Q2 ) 4. Block im PZ 19.02.2025
Besuch des Kinder- und Jugendparlaments 8c ( 4. / 5. Block) 19.02.2025
Theateraufführung 8f 19.02.2025 19:00 - 20:00
Talentscouting EF, Q2 21.02.2025