„Köln Postkolonial – Ein lokalhistorisches Projekt der Erinnerungsarbeit“
In kritischer Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe unserer Stadt hat die Initiative „Kopfwelten – gegen Rassismus Intoleranz“ in Kooperation mit der Stadt Köln eine Ausstellung zu eben diesem Thema erarbeitet, die auch ihren Weg an das Heinrich-Mann Gymnasium gefunden hat und hier bei uns in den letzten Wochen im Foyer zu sehen war.
Die Ausstellung thematisiert die von Geschichtswissenschaft und Öffentlichkeit viel zu lange vernachlässigte koloniale Vergangenheit ebenso wie die heute noch bestehenden Auswirkungen des Kolonialismus auf Köln. Sind sich doch viele Kölnerinnen und Kölner bis heute nicht bewusst, dass gerade Köln einst als „Kolonialmetropole des Westens“ galt. Diese Tatsache und der Fakt, dass in ganz Köln Menschen aus über 180 Ländern leben, macht diese Ausstellung umso bedeutender. Exemplarisch für diese multikulturelle Gesellschaft ist unsere Schule, das Heinrich-Mann Gymnasium; leben und arbeiten doch auch hier täglich Menschen vieler Kulturen miteinander. Auch an unserer Schule treffen viele Kulturen aufeinander, und das nicht ganz unbegründet, denn Köln ist eine Stadt mit einer weit in die Vergangenheit reichenden Geschichte und mit vielen, auch manchmal eher unscheinbaren Spuren dieser Vergangenheit.
Die Ausstellung macht für uns genau diese Spuren greifbar, die aus Kölns Zeit als Schmelztiegel des kolonialen Strebens des Deutschen Reiches stammen. Interessant ist hierbei besonders zu sehen, wie der Kolonialismus in Köln startete. Im Rahmen eines von Eugen Langen 1885 organisierten Tages kam Henry Morton Stanley, ein britischer „Afrikaforscher“, nach Köln, um dort das lokale Interesse am Kolonialismus zu wecken und für neue Absatzmärkte in Afrika zu werben. Schon bald nach dieser ersten großen Kolonialveranstaltung Kölns gründeten Kölner Bürger 1888 eine eigene Abteilung der „Deutschen Kolonialgesellschaft“ mit schon anfänglich über 100 Mitgliedern. Dies brachte dann den Stein ins Rollen und der Kolonialismus wurde beispielsweise auch zum omnipräsenten Thema in einem uns allen bekannten Teil der Kölner Kultur: dem Karneval. Hierbei stellten Stereotype, Vorurteile und Klischees die Grundlagen für Mottos und Kostüme dar. Doch nicht nur in der Kultur war das kölsche Kolonialismus-Streben präsent. So zeigt die Ausstellung auch weitreichende wirtschaftliche Verflechtungen zahlreicher Kölner Unternehmen und Familien auf, die im Kolonial-Wirtschaftlichen-Komitee engagiert waren. Sie förderten die koloniale Rohstoffausbeutung und profitierten von direkten wirtschaftlichen Erträgen aus den Kolonien. Ähnliche Situationen lassen sich beispielsweise für wissenschaftliche Institutionen und Akteure nachzeichnen, die der Rechtfertigung der Machtansprüche über die Menschen in den Kolonien, die es zu berauben galt, dienten.
Doch anstatt sich auf die Vergangenheit zu beschränken, betrachtet die Ausstellung auch Auswirkungen des Kolonialismus auf das gegenwärtige Köln und die heute hier lebenden Menschen. Ob Straßennamen im „Afrikaviertel“ in Nippes und negativ konnotierte Begriffe in unserer Sprache - wer denkt, dass die kolonialen Strukturen und Denkmuster aus der Vergangenheit heute keine Relevanz mehr haben, liegt falsch.
Doch aus Geschichte sollte man schließlich lernen. Die Ausstellung bietet eine wundervolle Gelegenheit zur kritischen Reflexion nicht nur über die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart Kölns sowie eine Möglichkeit, die Vielfalt und Komplexität der kolonialen Geschichte besser zu verstehen. Sie leistet wichtige Erinnerungsarbeit, indem sie solch einen essenziellen Teil der Geschichte für die Öffentlichkeit verständlich und erfahrbar macht. Möge sie dazu beitragen, dass wir uns als Gesellschaft und auch an unserer Schule weiterentwickeln und eine gerechtere und vorurteilsfreie Zukunft gestalten können.
(von Emilia Ziolkowski, Q1)
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(Stand: 27.11.24)